Saisonfinale in der 2. Liga: Ärger über Prügelei trübt Aufstiegshoffnung
Ein alkoholisierter Köln-Profi wurde in eine Prügelei verwickelt – so droht der FC doch noch den Aufstieg zu verspielen.
In der vergangenen Woche erlebte der Anhang einen Trainerwechsel, die Trennung von Sportchef Christian Keller und die Vorstellung von Funkel als Rettungskraft für den in Gefahr geratenen Aufstieg. Es folgten eine beachtliche Leistungssteigerung, ein dramatisch in der 90. Minute geschossener Siegtreffer beim 2:1-Sieg in Nürnberg und ein harter Rückschlag. Diskutiert wird im Umfeld des Vereins nämlich weniger über den letzten Spieltag. Schlagzeilen und Gespräche werden beherrscht von einer Prügelei, in die der Spieler Tim Lemperle am vergangenen Sonntag im Anschluss an ein „Daydrinking“-Event verwickelt war.
Seit Tagen werden immer neue Details zu dem Vorfall ausgebreitet. Lemperle ist der gefährlichste Stürmer der Kölner und droht nun auszufallen. Der Streit entstand offenbar, weil ein Anhänger des Klubs Lemperle angeblich vorwarf, sich in so einer wichtigen Woche nicht professionell genug zu verhalten. Welche Einzelschritte der Eskalation vorausgegangen sind, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Am Ende musste der Fußballer mit einem Nasenbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort ergab eine Blutuntersuchung einen Wert von mehr als 2 Promille. „Das war nicht in Ordnung, aber er ist weder von der Mannschaft noch von mir verurteilt worden“, wird Funkel in der Bild zitiert.
Zunächst hieß es, ein Einsatz am Sonntag sei ausgeschlossen, laut den neuesten Nachrichten werden die Folgen des Faustschlages Lemperle nicht von einem Einsatz abhalten. Aber das Knie, das er sich beim Torjubel im Spiel gegen Regensburg verletzte, macht Probleme. Außerdem ist nicht endgültig klar, wie Streit und Alkoholexzess intern aufgearbeitet werden.
0,0 Einfluss
Unbestritten ist, dass die ohnehin von Versagensängsten betrübte Stimmung rund um den Dramaverein seit dem Vorfall noch aufgekratzter ist. „Natürlich haben die Jungs gesagt, dass Tims Verhalten nicht in Ordnung war“, berichtet Funkel. Aber: „Was mit Tim passiert ist, hat auf das Spiel am Sonntag nullkommanull Einfluss.“
Und so freute sich der Trainer, dass unter der Woche die alte Klubikone Jonas Hector beim Training vorbeischaute. Der ehemalige Nationalspieler, der selbst schon unter Funkel spielte, sagte in seinem Podcast: „Friedhelm ist jemand, der viel mit den Spielern redet, der versucht, jeden abzuholen und zwei Wochen eine Stimmung reinzubringen, wo man merkt: ‚Alles klar, Jungs, ihr habt das eh drauf – dann zeigt es einfach mal.‘ Das traue ich ihm zu.“ Die Magie wirkt bereits.
Beispielsweise ist es Funkel gelungen, das seit fast zwei Jahren beschädigte Selbstvertrauen von Florian Kainz zu reparieren; der Österreicher spielte auch unabhängig von seinen beiden Toren in Nürnberg so gut wie seit Monaten nicht. Das ganze Team wirkte wie befreit, traute sich spielerische Lösungen zu, war kaum wiederzuerkennen. Aber die im Untergrund schwelenden Versagensängste bleiben eine Gefahr, weil diese Mannschaft in wichtigen Spielen mehrfach ihren Mut verloren hat. Um gar nicht erst in eine gefährliche Zittersituation hineinzugeraten, in der der notwendige Punkt über eine lange Schlussphase bis ins Ziel hinweggerettet werden muss, will Funkel angreifen. „Es ist nicht möglich, auf ein Unentschieden zu gehen“, sagt er.
Üblicherweise ist Skepsis angebracht, wenn Menschen im Fußball versuchen, verworrene Situationen mit derart schlichten Überlegungen zu lösen. Aber Friedhelm Funkel ist bekanntermaßen ein Mann, der genau diese Kunst beherrscht wie kaum ein anderer Trainer.
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